Haus­halt 2016/17 zuge­stimmt: Rede des Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Fritz Brick­wed­de hier exklu­siv im Wortlaut

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Im Zen­trum der Haus­halts­kon­so­li­die­rung kann nicht das Kür­zen von Zuschüs­sen für Ver­ei­ne und freie Trä­ger ste­hen, son­dern Ein­nah­me­ver­bes­se­run­gen durch Stadt­ent­wick­lung sowie finan­zi­el­le Ent­las­tun­gen durch struk­tu­rel­le Veränderungen.
Vor einem Jahr hat­te die CDU im Rah­men der Haus­halts­ge­sprä­che bean­tragt, 3.000 neue Wohn­ein­hei­ten bis 2020 durch Pla­nungs­recht zu schaf­fen. Dem hat der Rat zuge­stimmt. Neue Ein­woh­ner durch neue Wohn­ein­hei­ten und damit neue Ein­nah­men, das ist der ent­schei­den­de Schlüs­sel für die Balan­ce im städ­ti­schen Haushalt.
Lan­ges Pla­nen ist teu­er, zu vie­le Vor­schrif­ten brem­sen drin­gend not­wen­di­ge Neu­bau­ten. Sicher liegt vie­les an Geset­zen von Bund und Land, aber es soll­te auch geprüft wer­den, was selbst­ge­strickt ist. Alles was in städ­ti­scher Ver­ant­wor­tung liegt, soll­te ver­ein­facht wer­den. Wir haben eine Pla­nungs­kul­tur, die über Jahr­zehn­te gewach­sen ist. Brau­chen wir heu­te noch all die­se Rege­lun­gen? Wir for­dern des­halb Büro­kra­tie­ab­bau auch in Osnabrück.
Für das Gelin­gen von 3.000 neu­en Wohn­ein­hei­ten brau­chen wir eine Bau­ver­wal­tung, die für die­ses Stadt­ent­wick­lungs­ziel brennt.
— Fest steht aber, dass die ers­te Sit­zung einer Arbeits­grup­pe zum Thema
3.000 neue Wohn­ein­hei­ten unter Feder­füh­rung des Fach­be­rei­ches Städ­te­bau acht Mona­te nach dem oben genann­ten Beschluss statt­ge­fun­den hat.
— Ein Jahr wur­de dis­ku­tiert, wie das größ­te Neu­bau­ge­biet Land­wehr­ka­ser­ne so gestal­tet wer­den kann, dass wir die Zie­le „bezahl­ba­rer Wohn­raum“, „attrak­ti­ves Bau­ge­biet“ und „schwar­ze Zah­len“ in Über­ein­stim­mung brin­gen. Ein Dut­zend Vari­an­ten wur­den erwo­gen. Ein Jahr, um das die neu­en Woh­nun­gen spä­ter bezo­gen wer­den können.
Beim Net­te­bad muss die Pla­nung noch­mals neu aus­ge­legt wer­den mit der Fol­ge von mehr­mo­na­ti­ger Bau­ver­zö­ge­rung und Kos­ten von 150.000 Euro.
In der Neu­stadt wur­de einem Eigen­tü­mer, der sein Haus abrei­ßen und neu bau­en woll­te, zunächst ein städ­te­bau­li­cher Wett­be­werb empfohlen.
In Gre­tesch wur­de einer Bau­wil­li­gen mit­ge­teilt, dass kei­ne Zeit sei für eine Ände­rung des Bebauungsplanes.
Ein gro­ßer Inves­tor beab­sich­tigt, ein Büro­ge­bäu­de mit Tief­ga­ra­ge und Woh­nun­gen in Osna­brück zu errich­ten. Dage­gen wur­den von der Bau­ver­wal­tung alle Beden­ken die­ser Welt vor­ge­tra­gen, aber kei­ner­lei Begeis­te­rung ent­wi­ckelt für die Pro­jekt­idee des Investors.
In der Bau­ver­wal­tung träumt man wei­ter vom Bau eines Tech­ni­schen Rathauses.
Bit­te, ver­ab­schie­den Sie sich von die­sem Gedan­ken und kon­zen­trie­ren Sie sich ganz auf den mög­lichst schnel­len Neu­bau vie­ler Woh­nun­gen, die wir für die Osna­brü­cker, neue Bür­ger, aber auch für Flücht­lin­ge brauchen.
Herr Stadt­bau­rat, für die Zukunft Osna­brücks, für die Finan­zen unse­rer Stadt, ist es von höchs­ter stra­te­gi­scher Bedeu­tung, dass wir das Ziel 3.000 neue Wohn­ein­hei­ten bis 2020 tat­säch­lich errei­chen. Sie und ihre Mit­ar­bei­ter kön­nen einen wesent­li­chen Bei­trag für die Kon­so­li­die­rung zu- künf­ti­ger Haus­hal­te leisten.
Am Rück­gang der Gewer­be­steu­er sehen wir, wie abhän­gig Osna­brück von einer flo­rie­ren­den Wirt­schaft ist. Die Attrak­ti­vi­tät des Ober­zen­trums als Ein­kaufs­stadt muss auch dadurch geför­dert wer­den, dass die Erreich­bar­keit der Innen­stadt nicht behin­dert wird. Staus und Umwe­ge erhö­hen nicht die Attrak­ti­vi­tät Osna­brücks. Wir haben des­halb kein Ver­ständ­nis dafür, dass trotz der Aus­sa­ge des Inves­tors, dass die­ses Jahr am Neu- markt nichts mehr pas­sie­ren wird, der Ver­kehr ein­schließ­lich von Taxen nicht über den Neu­markt fah­ren darf, um die inner­städ­ti­sche Lage zu ent­span­nen. Wenn uns bei Han­del, Gas­tro­no­mie und Hotel­le­rie Ein­nah­men in Zukunft weg­bre­chen, wer­den wir nicht dage­gen anspa­ren kön­nen. Das Gewer­be­steu­er­auf­kom­men muss durch flo­rie­ren­de Wirt­schaft wie­der wach­sen und dafür müs­sen wir alles tun, ein­schließ­lich der Aus­wei­sung zusätz­li­cher Gewer­be­ge­bie­te, um dem Osna­brü­cker Mit­tel­stand Expan­sio­nen zu ermög­li­chen und Neu­an­sied­lun­gen zu gewährleisten.
Inte­grier­te Gesamt­schu­le und Neue Schu­le wer­den zurück­ge­stellt und sicher für den Haus­halt 2018 wie­der kon­tro­vers dis­ku­tiert wer­den. Einen Haus­halt mit Mil­lio­nen für eine wei­te­re Gesamt­schu­le hät­ten wir ableh­nen müs­sen. Wir haben weder das Geld, noch sehen wir den Bedarf für eine drit­te Gesamt­schu­le. Ange­sichts unse­rer deso­la­ten Stadt­fi­nan­zen wäre es unver­ant­wort­lich, noch ein­mal eine Mil­lio­nen­sum­me in die Hand zu neh­men. In man­chen Schu­len reg­net es rein, sind die Fens­ter kaputt, die Toi- nicht in Ord­nung und Con­tai­ner im Ein­satz. Hier müs­sen wir inves­tie­ren und nicht in eine wei­te­re Gesamt­schu­le mit Mil­lio­nen Aufwand.
Abso­lu­te Prio­ri­tät bei gro­ßen Pro­jek­ten muss das Kli­ni­kum haben. Hier geht es um das Wohl von 88.000 Pati­en­ten und 2.100 Mit­ar­bei­tern. Hier wol­len wir in vier Jah­ren 20 Mil­lio­nen städ­ti­sche Mit­tel inves­tie­ren. Effi­zi­enz­stei­ge­run­gen und Opfer der Beschäf­tig­ten brin­gen ver­gleich­ba­re Bei- trä­ge. Wir dan­ken allen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern des Kli­ni­kums für ihr Enga­ge­ment. Wir machen gemein­sam das Kli­ni­kum fit für die Zukunft. In Trä­ger­schaft der Stadt Osna­brück wird es durch zusätz­li­che Inves­ti­tio­nen nach­hal­tig wett­be­werbs­fä­hig gemacht.
Auch einem Haus­halt, der neben einer wei­te­ren Gesamt­schu­le eine büro­kra­ti­sche Baum­sat­zung vor­ge­se­hen hät­te, wäre unse­re Ableh­nung gewiss gewe­sen. Wei­te­re Büro­kra­tie durch eine Baum­sat­zung und dafür mehr Per­so­nal in der Stadt­ver­wal­tung — nicht mit uns!
Wir begrü­ßen es, dass Rot-Grün hier einen Lern­pro­zess absol­viert hat. Im Sep­tem­ber 2015 soll­te noch mit Macht die Baum­sat­zung durch­ge­drückt wer­den. Es war von „Baum­fre­vel, der an der Tages­ord­nung“ sei die Rede und von „nied­ri­gen Beweg­grün­den bei Fäl­lun­gen von Bäu­men“. Und das, obwohl die Stadt­ver­wal­tung nur weni­ge Fäl­le über­haupt benen­nen konn­te. Wir waren immer der Mei­nung, dass die­se Sat­zung über­flüs­sig ist, weil die Bür­ger ihre Bäu­me sel­ber pflan­zen und schüt­zen und dafür nicht die Geneh­mi­gung von Ver­wal­tungs­mit­ar­bei­tern brau­chen. Wir wol­len Bür­ger moti­vie­ren und nicht gän­geln. Wir begrü­ßen es, dass mit die­sem Haus­halt das The­ma Baum­sat­zung für 2016 und 2017 vom Tisch ist und sehen ei- ner kon­tro­ver­sen Dis­kus­si­on in 2018 ger­ne entgegen.
Struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen sind not­wen­dig, um den Haus­halt wei­ter zu kon­so­li­die­ren. Wir haben des­we­gen mit der Redu­zie­rung der Per­so­nal­auf­wen­dun­gen den Anstoß in die Ver­wal­tung gege­ben, über Effi­zi­enz­stei­ge­rung und Auf­ga­ben­kri­tik Ein­spa­run­gen zu gene­rie­ren. Bei der Stra­ßen­rei­ni­gung haben wir uns für ein Kon­zept ent­schie­den, das Fle­xi­bi­li­tät und Gebüh­ren­sta­bi­li­tät rea­li­siert. Uns war es wich­tig, dass die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auch zukünf­tig bei den gro­ßen Bus­hal­te­stel­len im Win­ter von der Rei­ni­gungs­pflicht befreit sind. Bei der Schü­ler­be­för­de­rung wur­de end­lich eine Lösung gefun­den, die gemein­sam von Stadt und Stadt­wer­ken getra­gen wer­den kann und wesent­lich zur Haus­halts­ent­las­tung bei­trägt, ohne die Qua­li­tät der Schü­ler­be­för­de­rung zu beeinträchtigen.
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Beim Wert­stoff­hof­kon­zept haben wir lan­ge gerun­gen. Auch hier ging es dar­um, Gebüh­ren­sta­bi­li­tät und Qua­li­tät der Abfall­wirt­schaft mit­ein­an­der zu ver­bin­den. Uns als CDU kam es ent­schei­dend dar­auf an, zu errei­chen, dass die Grün­ab­fall­sam­mel­plät­ze in den Stadt­tei­len erhal­ten blei­ben. Das haben wir erreicht. Unser zwei­tes Ziel, dass die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auch sams­tags ihre Grün­ab­fäl­le dort ent­sor­gen kön­nen, haben wir eben- falls erreicht. Wir sind mit dem gefun­de­nen Kom­pro­miss sehr zufrie­den, da er Gebüh­ren­sta­bi­li­tät erreicht, aber die Bür­ger­nä­he erhal­ten bleibt.
Bei den Inves­ti­tio­nen haben wir uns für zwei Pro­jek­te beson­ders stark gemacht:
Zum Einen für die Wei­ter­ent­wick­lung des Sutt­hau­ser Bahn­hofs und zum Ande­ren um die Lärm­re­du­zie­rung an der Vehr­ter Land­stra­ße. Bei­de Pro­jek­te sol­len in 2017/2018 rea­li­siert wer­den. Wir tre­ten dafür ein, dass die Anlie­ger der Pan­zer­stra­ße gegen­über vom Net­te­bad eine Ent­las­tung bei den Lärm­emis­sio­nen erhal­ten. Das haben wir den Anlie­gern ver­spro­chen und das wer­den wir auch halten.
Bei den Kin­der­gär­ten, Krip­pen und Hor­ten haben wir inten­si­ve Dis­kus­sio­nen zwi­schen den Frak­tio­nen geführt. Die­se Gesprä­che waren wert­voll, aber haben noch kein Ergeb­nis erbracht. Ein Nach­teil war, dass die Öffent­lich­keit und auch der Fach­aus­schuss an die­sen Dis­kus­sio­nen nicht betei­ligt waren.
Wir wol­len, dass auch zukünf­tig Osna­brück das Eti­kett „fami­li­en­freund­lich“ behält und eine Lösung mit wenig Büro­kra­tie und im Ver­gleich zu ande­ren Städ­ten gerin­gen Eltern­bei­trä­gen erhal­ten bleibt.
Des­halb soll es zu die­sem The­ma Gesprä­che mit den Eltern und den Trä­gern der früh­kind­li­chen Ein­rich­tun­gen geben, einen öffent­li­chen Dis­kus­si­ons­pro­zess, eine Debat­te im Jugend­hil­fe­aus­schuss und wei­te­re Gesprä­che zwi­schen Stadt­ver­wal­tung und den Fraktionen.
Zu den struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen die wir anpa­cken müs­sen, gehört auch das The­ma, dass die in der Indus­trie- und Han­dels­kam­mer orga­ni­sier­ten Unter­neh­men der Regi­on for­dern: Eine stär­ke­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen Stadt und Land­kreis Osna­brück. Für die Zukunfts­fä­hig­keit Osna­brücks und einen sta­bi­le­ren Haus­halt brau­chen wir eine wei­te­re Opti­mie­rung der Koope­ra­ti­on in der Regi­on. Die Anre­gun­gen der IHK wer­den wir auf­grei­fen. Auch wir for­dern eine gemein­sa­me Ent­wick­lungs­stra­te­gie für die Regi­on. Gemein­sa­me Akti­vi­tä­ten von Arbeits­agen­tur, Job­cen­ter und Maß­ar­beit, wie die Errich­tung einer Jugend­be­rufs­agen­tur, begrü­ßen wir. Die Fusi­on der Wirt­schafts­för­de­rung und der Volks­hoch­schu­len hal­ten wir für rich­tig. Eine gemein­sa­me Abfall- wirt­schaft von Stadt und Land­kreis soll­te auf die Tages­ord­nung. Stadt und Land­kreis Osna­brück soll­ten immer mehr zusam­men­ar­bei­ten, um die Regi­on zu stär­ken, die Effi­zi­enz zu erhö­hen und Kos­ten zu sparen.
Die Frak­tio­nen haben in drei lan­gen Sit­zun­gen, auch am Wochen­en­de, vie­le Stun­den bera­ten, um die­sen Haus­halts­kom­pro­miss zu ermög­li­chen. Ich dan­ke allen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, an der Spit­ze dem Vor­sit­zen­den des Finanz­aus­schus­ses, Bür­ger­meis­ter Burk­hard Jasper, unter des­sen Lei­tung die­se Sit­zun­gen stattfanden.
Wir haben vie­le Kom­pro­mis­se ver­ein­bart, um Osna­brück vor­an zu brin­gen und den Haus­halt wei­ter zu kon­so­li­die­ren. Wir haben das getan, weil für uns das Wohl der Stadt vor Par­tei­po­li­tik steht. Wir lie­ben unse­re Hei­mat- stadt, wir bren­nen für Osna­brück. Des­we­gen kämp­fen wir für unse­re Stadt, arbei­ten an Kom­pro­mis­sen mit und stim­men die­sem Haus­halt zu.