Nie­der­sach­sen aktuell

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Rede des Vor­sit­zen­den der CDU-Land­tags­frak­ti­on Björn Thüm­ler zur Auf­lö­sung des Nie­der­säch­si­schen Landtages
 
Heu­te stel­len wir hier im Nie­der­säch­si­schen Land­tag die Wei­chen für einen längst fäl­li­gen poli­ti­schen Neu­an­fang in unse­rem Bundesland.
Ich hof­fe sehr, dass die­se Bot­schaft auch auf der Regie­rungs­bank ankommt, die sich um die Rech­te des Par­la­ments in den ver­gan­ge­nen 4 ½ Jah­ren wenig geschert hat!
 
Ich möch­te in die­sem Zusam­men­hang dar­an erinnern:
Allein die CDU-Frak­ti­on muss­te sechs Mal vor dem Staats­ge­richts­hof in Bücke­burg kla­gen, um grund­le­gen­de Rech­te die­ses Par­la­ments durchzusetzen:
 
Ich nen­ne beispielhaft:

  • das Recht auf Akten­vor­la­ge,
  • das Fra­ge­recht und
  • das Recht, einen Unter­su­chungs­aus­schuss ein­zu­set­zen.

 
Es gilt an die­ser Stel­le, mit einer Legen­de auf­zu­räu­men, an der der noch amtie­ren­de Minis­ter­prä­si­dent seit letz­ter Woche eif­rig strickt. Tat­sa­che ist: Die­se rot-grü­ne Lan­des­re­gie­rung war lan­ge vor dem „schwar­zen Frei­tag“ ins Strau­cheln gera­ten!
Zer­falls­er­schei­nun­gen und man­geln­der Gestal­tungs- und Ent­schei­dungs­wil­len die­ser Koali­ti­on waren für auf­merk­sa­me Beob­ach­ter schon seit vie­len Mona­ten erkennbar.
Ich nen­ne beispielhaft:
Die Schlag­zei­le der Braun­schwei­ger Zei­tung vom 10.6.2015: nach dem OVG-Urteil zur Leh­rer­mehr­ar­beit:
„Lehr­stun­de für Weil 
 
Nord­west-Zei­tung vom 12.6.2015:
„Poli­tik sorgt für Cha­os an Schulen“ 
 
Rund­blick vom 22.2.2016:
„Nie­der­sach­sens Hal­tung zum Asyl­pa­ket II völ­lig unklar.“ 
 
HAZ vom 29.2.2016
„Neue Auto­bah­nen – Streit bei Rot-Grün.“ 
 
Nord­west Zei­tung vom 13.2.2017:
„Neu­es Was­ser­ge­setz spal­tet Koalition“ 
 
Nord­west-Zei­tung vom 12.3.2017:
„Krach um Küstenautobahn“
 
Weser-Kurier vom 18.4.2017:
„Lust auf Rau­fe­rei – Ein Jahr vor der Land­tags­wahl wer­den die Aus­ein­an­der­set­zun­gen der rot-grü­nen Regie­rungs­ko­ali­ti­on härter“ 
 
HAZ vom 24.6.2017, nach neu­en Ent­hül­lun­gen in der Vergabeaffäre:
„Hat Weil noch alles im Griff?“ 
 
Ich den­ke, die­se weni­gen Schlag­zei­len spre­chen für sich!
 
Tat­säch­lich ist die Abschluss­bi­lanz von Rot-Grün gekenn­zeich­net durch

  • das fort­lau­fen­de Cha­os an den Schu­len,
  • den kata­stro­pha­len Unter­richt­aus­fall,
  • schwe­re Ver­säum­nis­se in der inne­ren Sicher­heit,
  • das rot-grü­ne Still­hal­te­ab­kom­men zu Las­ten der Infra­struk­tur in die­sem Land,

Dazu kom­men Ämter­pa­tro­na­ge, Genos­sen­filz und Ver­ga­be­af­fä­ren.
 
Noch im Wahl­kampf hat­te der Spit­zen­kan­di­dat der SPD voll­mun­dig ver­spro­chen: „Anpa­cken. Bessermachen“.
 
Im rot-grü­nen Regie­rungs­all­tag wur­de dar­aus dann Lie­gen­las­sen — spä­ter machen.“
Die Zahl von rund 40 rot-grü­nen Geset­zes­in­itia­ti­ven in der War­te­schlei­fe – das grenzt doch an Arbeitsverweigerung!
Gro­ßen Wor­ten folg­ten all­zu oft nur klei­ne oder gar kei­ne Taten.
Uns so fra­ge ich Sie:
 
War­um ist denn das neue Poli­zei­ge­setz, das der Innen­mi­nis­ter Pis­to­ri­us und die Jus­tiz­mi­nis­te­rin im Janu­ar voll­mun­dig ankün­dig­ten, noch immer nicht bera­tungs­reif?
 
Was wir dazu ges­tern in der Lan­des­pres­se­kon­fe­renz vom Ver­tre­ter des Innen­mi­nis­te­ri­ums gehört haben, grenzt wirk­lich an „Fake News“: Es liegt in Sachen SOG gera­de nichts vor, wor­über der Aus­schuss oder der Land­tag in Gän­ze abschlie­ßend ent­schei­den könnte!
 
Ich fra­ge ebenso:
Wo ist denn die bera­tungs­fä­hi­ge Novel­le des Laden­öff­nungs­ge­set­zes, auf die die Kom­mu­nen und vie­le Ein­zel­händ­ler so drin­gend warten?
 
Da wer­kel­te das Minis­te­ri­um an einem ers­ten Ent­wurf, der von allen Betei­lig­ten in der Luft zer­ris­sen wur­de. Mit spit­zen Fin­gern wur­de die Novel­le schließ­lich dem Land­tag über­ant­wor­tet. Viel zu spät, qua­si auf der Ziel­ge­ra­den, pro­du­zie­ren Sie Gesetz­ent­wür­fe am Fließ­band, deren hand­werk­li­che Qua­li­tät dazu noch schlecht ist.
Ich zitie­re in die­sem Zusam­men­hang den Rund­blick vom 10.5.2027
„Land­tags­ju­ris­ten füh­len sich von Flut an Geset­zen überfordert.“
 
Das alles hat doch auch mit feh­len­der Steue­rung und Koor­di­nie­rung durch die Staats­kanz­lei zu tun. Das fällt damit in die Ver­ant­wor­tung die­ses Ministerpräsidenten!
 
 
 
Tat­sa­che ist:
Von Anfang an regier­te bei Ihnen der Schlen­dri­an.
Das Regie­rungs­ge­schäft war ein fort­dau­ern­der Reparaturbetrieb.
 
Seit Frei­tag befin­det sich Nie­der­sach­sen nun­mehr im vor­ge­zo­ge­nen Wahl­kampf. Frau Mod­der hat den Wahl­kampf letz­te Woche öffent­lich ausgerufen.
 
Und die­sen Wahl­kampf – auch mit all sei­nen Schat­ten­sei­ten — hat der Minis­ter­prä­si­dent höchst selbst eröff­net. .Er führ­te sich auf wie ein Rumpelstilzchen.
Die­ser Auf­tritt letz­ten Frei­tag war unsou­ve­rän. Und er war – wie wir heu­te wis­sen – Teil einer insze­nier­ten Empörung.
Um auch hier jed­we­der Legen­den­bil­dung vorzubeugen:
Für die Kli­ma­ver­gif­tun­gen in den letz­ten Tagen waren vor allem Sozi­al­de­mo­kra­ten ver­ant­wort­lich.
 
Herr Opper­mann, Herr Heil, Herr Tan­ke oder Sie, Herr Weil:
Sie alle spra­chen von Intri­gen und Ver­rat – absur­den Unter­stel­lun­gen, für die es kei­ner­lei Anhalts­punk­te gibt. Sie soll­ten end­lich aner­ken­nen, dass es eine Abge­ord­ne­te aus den Koali­ti­ons­frak­tio­nen gibt, die aus frei­en Stü­cken die­sen Weg gegan­gen ist. Ein demo­kra­ti­scher Vorgang!
 
Ist Ihnen eigent­lich bewusst, dass Sie mit Ihren Unter­stel­lun­gen mit den Boden berei­tet haben für die abgrün­di­gen, teils men­schen­ver­ach­ten­den Kom­men­ta­re in den sozia­len Netzwerken?! 
 
Liegt es wirk­lich außer­halb Ihrer Vor­stel­lung­kraft, dass Ihnen jemand aus den Koali­ti­ons­frak­tio­nen wegen inhalt­li­cher Dif­fe­ren­zen am Ende die Gefolg­schaft ver­wei­gern könnte?
 
Wovon war die rot-grü­ne Regie­rungs­zeit sonst noch geprägt?
 
Ich nenne

  • die Pasche­dag-Affä­re,
  • die durch­sich­ti­ge Kam­pa­gne um angeb­lich rechts­wid­ri­ge Spei­cher­pra­xis im Verfassungsschutz,
  • die Edathy-Affä­re und die noch immer unge­klär­te Rol­le von Mit­glie­dern der Landesregierung,
  • die Ver­ga­be­af­fä­ren der Staats­kanz­lei und des Wirtschaftsministeriums.

 
Ich erin­ne­re eben­so an

  • den völ­lig über­trie­be­nen Jagd­eifer im Fall des Prä­si­den­ten der Lan­des­schul­be­hör­de, der sich tat­säch­lich nichts zuschul­den kom­men ließ, des­sen Dienst­wa­gen man aber heim­lich mit Peil­sen­dern bestück­te und des­sen Woh­nung man durchsuchte.

 

  • die öffent­li­che Vor­ver­ur­tei­lung des Cel­ler Gene­ral­staats­an­walts zu einem Zeit­punkt, als der Chef der Staats­kanz­lei wegen des Explo­si­ons­un­glücks in Rit­ter­hu­de in höchs­te Bedräng­nis gera­ten war,

 

  • die Ein­schüch­te­rung von Lan­des­be­am­ten: sei­en es Leh­rer, sei­en es Poli­zei­be­am­te – durch ihre jewei­li­gen obers­ten Dienstherrn,

 

  • nicht zuletzt der voll­zo­ge­ne Rück­tritt zwei­er Staatssekretäre.

 
Des­halb: Von Ihnen brau­chen wir nun wirk­lich kei­ne Nach­hil­fe in Sachen Moral und Anstand!
 
Für uns Christ­de­mo­kra­ten kann ich sagen:
 
Wir wer­den uns nicht in eine Schlamm­schlacht hin­ein­zie­hen lassen.
Wir wol­len und wir wer­den die nächs­ten Wochen über Inhal­te reden.
 

  • Wir wol­len, dass end­lich wie­der Ruhe ein­kehrt an unse­ren Schu­len. Wir wol­len errei­chen, dass wie­der genü­gend Unter­richt erteilt wird. Wir wer­den eben­so das Kin­des­wohl in den Mit­tel­punkt der Bil­dungs­po­li­tik stellen.
  • Wir wol­len Nie­der­sach­sen wie­der sicher machen. Wir wol­len Poli­zei und Ver­fas­sungs­schutz alle not­wen­di­gen Instru­men­te an die Hand geben, um die Bür­ger wir­kungs­voll zu schüt­zen. Vor allen Din­gen auch schüt­zen vor Chao­ten, die die Kra­wal­len in Ham­burg ange­zet­telt haben!
  • Wir wol­len dem länd­li­chen Raum wie­der Ent­wick­lungs­per­spek­ti­ven geben. Wir machen not­wen­di­ge Ver­än­de­run­gen mit den Land­wir­ten und nicht gegen sie!

 
Wir wer­den unse­rer Ver­ant­wor­tung auch dadurch gerecht, dass wir not­wen­di­ge Haus­halts­mit­tel für die Flut­op­fer gera­de nicht blockieren.
 
Genau­so stel­len wir uns dann — mit der gebo­te­nen Demut, aber vol­ler Zuver­sicht am 15. Okto­ber dem Wähler.